Baumanagement
Umbau Loftwohnung, Kehrsatz

Aus dem rund 90-jährige Lagerhaus entstanden zwei Loftwohnungen. Aus dem ungastlichen Gewerbegebäude, in dem zuletzt eine Schlosserei einquartiert war, ist ein lichtdurchflutetes Wohnhaus geworden, das schlicht gehalten ist – und doch hier und dort mit raffinierten Petitessen aufwartet.

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Die Gewürzmühle ist ein charmanter 160-jähriger Riegbau im sonst eher charmefreien Zentrum von Kehrsatz. Gleich daneben findet sich ein Lagerhaus, in dem die Gewürzsäcke aus aller Welt gelagert wurden – dieses Gebäude wurde 1936 der Mühle hinzugefügt. Von aussen ist das Lagerhaus ein eher unscheinbares Industriegebäude, das durch ein typisches Doppelfalz-Blechdach charakterisiert ist. Die beiden Gebäude werden zusammen mit einer kleinen Waschküche als Ensemble im Inventar der kantonalen Denkmalpflege als «erhaltenswert» eingestuft. Der SAJ Mitgründer Bernhard Jäggi hat hier – obwohl schon länger im wohl verdienten Ruhestand – ein lang gehegtes Herzensprojekt umsetzen können. Für die Familie seines Sohnes hat er das Lagerhaus von Grund auf umgebaut. Das Haus musste von innen vollständig isoliert, ver- und entsorgt werden. Der industrielle Charakter wurde als Leitmotiv auf verschiedenen Ebenen durchdekliniert: Als Boden wurde ein rudimentärer Beton-Unterlagsboden gewählt, der fein angeschliffen wurde. Zudem finden sich im Haus an verschiedenen Stellen Reminiszenzen an die frühere Nutzung: von der Decke hängende Vorhangstangen, Beleuchtung durch Stromschienen, Stahltreppen und eine Gastroküche – ein markanter Chromstahlkubus inmitten des Raums. Die Aufteilung der Innenräume besticht durch viel offene Flächen und Wände in leichter Bauweise, die jederzeit sich verändernden Lebensweisen anpassen lassen. Die augenfälligsten Eingriffe sind vier grosse Glasflächen, darunter eine grosszügige Fensterfront zum Balkon und ein stattliches Fenster, das der prominenten Westfassade eine neue Anmutung verleiht und mit dem Bruch zwischen historisch und modern die Umnutzung auch von aussen lesbar macht. Ansonsten ist die Hülle nirgends aufgehübscht worden, dem grauen Putz mit seiner geschichtsträchtigen Patina wird Respekt gezollt. Dagegen finden sich Veredelungen und unkonventionelle Details im Innenleben des Hauses. Etwa die transparente Badewanne auf einem Sockel, der durch eine Treppe nötig wurde. Eine sechs Meter lange Eichenbank aus einem Stück. Oder ein 1000-Liter Kaltwasser-Aquarium mit einheimischen Eglis, gespiesen aus der eigenen Quelle.
(Text: Simon Jäggi)

Architektur: Bernhard Jäggi

Ausführung: 2021 | Fotos: Anja Wille